Cholo – Was steckt hinter diesem Begriff?
Die Bezeichnung cholo ist hier in Peru sowohl als stolze Eigenbenennung als auch als diffamierende Beleidigung im aktiven Wortschatz der Peruaner präsent. Doch was genau steckt hinter diesem Begriff?
Etymologie:
In den Chroniken von Garcilaso de la Vega finden wir folgende Definition: “Al hijo de negro y de india, o de indio y de negra, dicen mulato y mulata. A los hijos de éstos llaman cholo” (1609). Nach Peru wurden während der spanischen Kolonialzeit ca. 95.000 Sklaven aus Afrika verschleppt, die auf den Plantagen der Großgrundbesitzer arbeiten mussten. In der Rassendefinition der damaligen Zeit wurden die Kinder von schwarzen und indigenen Eltern Mulatten genannt und dessen Kinder wiederum cholos. Andere Sprachforscher sehen den Ursprung des Wortes im nahuatl, der Sprache der Azteken aus Mesoamerikas. Hier wird er xolo geschrieben und bezeichnet einen Sklaven oder Diener. Die dritte Interpretation stammt von der Forscherin Maria Rosworowski, die das Wort auf den Sprachgebrauch der Mochica – einer lokalen Ethnie im Norden Perus – zurückführt, dort bezeichnet es einen jungen Mann (cholu). Fakt ist, dass die Spanier den Begriff cholo abwertend für all diejenigen Menschen verwendeten, die nicht ihrer eigenen Rasse entsprachen – so wurde es ein Sammelbegriff sowohl für alle indigenen Einwohner Südamerikas, als auch für all jene die mestizischen Ursprunges waren, d.h. die Nachfahren von Weißen und der indigenen Bevölkerung. Dabei hatte das Wort eindeutig eine diskriminierende rassistische Konnotation.
Heutige Verwendung:
Auch heute noch kann man diese negative, abwertende Bedeutung des Wortes finden, mit der vorallem hellhäutige Peruaner ihre dunkelhäutigeren Landsleute beschimpfen. Aber immermehr hat sich der Begriff des cholos auch zu einer stolzen Eigenbezechnung gewandelt. Der erste indigene Präsident Perus, Alejandro Toledo, liess sich erhobenen Hauptes cholo rufen und der peruanische Sänger Luis Abanto Morales komponierte einen Hit in den 70er Jahren mit dem Titel Cholo soy y no me compadezcas, den bis heute fast alle Peruaner mitsingen können. Man findet es als Slogan auf Hauswänden, als Markennamen, als kulturelles Identitätsmerkmal und als Spitznamen unter Freunden egal welcher Hautfarbe. Aber bis heute kommt es sehr darauf an, wer es zu wem sagt und mit welcher Betonung! 2011 wurde in Peru ein sehr interessanter Dokumentarfilm gedreht namen Choleando, der die verschiedenen Konnotationen und die unterschwelligen Diskriminierungen im Land sehr gut aufgreift und darstellt.
No Comments