Ostern in Cusco – von Prozessionen, dem Herrn der Erdbeben, 12 Gerichten und einem Heilpflanzenmarkt
Ostern in Cusco – Was man während der Semana Santa so alles erleben kann!
Cusco ist wie der Rest Perus sehr katholisch, d.h. traditionelle religiöse Feste werden ausgiebig und in Familie zelebriert und doch gibt es hier in Cusco ein paar Besonderheiten, die mehr mit indigenen Traditionen und andinen Glaubensvorstellungen zu tun haben als sonst wo in Peru!
All das macht die Karwoche in Cusco einzigartig!
Hier erfährst du was, wann und wo für Dich interessant seien könnte!
Ostern in Cusco – Palmsonntag:
Die Semana Santa – die Heilige Woche – beginnt mit Gottesdiensten am Palmsonntag. Die meisten Kirchengänger bringen zu einem Kreuz zusammengebundenen Palmwedeln mit in die Messe und lassen diese segnen, es kann gut sein, dass man selbst in der riesigen Kathedrale keine Sitzplätze mehr bekommt und wie viele andere stehen muss! Danach gibt es kleine fröhliche Prozession, bei denen die Jesusfigur zum Teil noch traditionell von einem Esel begleitet wird.
Bilder sagen mehr aus tausend Worte: hier ein Video mit Eindrücken zum Palmsonntag.
Für alle die an einer der zahlreichen Messen interessiert sind, hier der Überblick für die Gottesdienste in der Kathedrale am Hauptplatz.
Gottesdienste zu Ostern in Cusco
Ostern in Cusco – Der hiesige „Ostermontag“:
Heute ist ein besonderer Tag in Cusco: der Erdbebenheilige und Schutzpatron der Stadt verlässt für eine 5 stündige Prozession seinen Platz in der Kathedrale. Um die 80.000 Menschen zieht dieses Ereignis jährlich auf die Strassen. Alles rund um seine Verehrung und Geschichte sowie Informationen zur Prozession erfährst du in diesem Artikel.
Ostern in Cusco – Gründonnerstag:
Gründonnerstag verbringt man mit der Familie und begibt sich gegen Abend ins historische Zentrum von Cusco und besucht je nach Familientradition alle oder ein paar der dort angesiedelten Kirchen (Kathedrale, La Compania, La Merced, San Francisco, Santa Catalina, Santa Teresa, San Pedro, San Cristobal, Santa Ana, San Blas).
Für einige Familien gibt es an Gründonnerstag ausserdem die Tradition der 12 Gerichte, andere bereiten diese am Karfreitag zu – aber was hat es mit diesen 12 Gerichten überhaupt auf sich?
Beruhend auf dem Abendmahl Christi versammelt sich die ganze Familie gemeinsam an einer grossen Tafel zu Tisch. Und in Anlehnung an die 12 Apostel werden 12 verschiedene Gerichte zubereitet darunter 3 Vorspeisen, 3 Suppen, 3 Hauptgerichte und 3 Nachtische. Kein Wunder dass man üblicherweise an dem Tag kein Frühstück zu sich nimmt!
Die Auswahl an den typischen Gerichten ist gross, doch keine davon beinhaltet Fleisch!
Vorspeisen: “cebiche de pescado”, “causa de pescado”, “papa con ocopa” oder “choclo con papa”
Suppen: “chupe de camarón”, “chupe de pescado”, “chupe de machas”, “sopa de olluco”, „sopa de lizas“ oder “sara lawa”
Hauptgerichte: “saltado de bacalao”, “escabeche de pescado”, “sudado de trucha”, “arroz con mariscos” oder “picante de tarwi”
Nachtische: “suspiros”, “condesas”, “empanadas dulces”, “maicillos”, “pan jurka” oder “roscas”
Wer einen kleinen Einblick in den cusqueñer Gründonnerstag bekommen möchte, kann hier und hier einmal nachlesen.
Wer nicht die Möglichkeit hat bei einer einheimischen Familie in die Tradition der 12 Gerichte eingeweiht zu werden, der kann am Karfreitag auf der Plaza San Francisco und San Pedro fündig werden, hier werden einige der verschiedenen Speisen und vor allem die Nachtischauswahl zum Verkauf angeboten! Und Spiele zum Vergnügen gibts natürlich auch!
Ostern in Cusco – Karfreitag:
Heilpflanzen und Glücksamulette – heute ist „Hampi rantikuy“!
Hampi rantikuy ist Quechua und bezeichnet einen Markt rund um die Plaza und den Markt San Pedro, hier werden die verschiedensten Heilpflanzen und -blüten aus der Region Cusco und dem nahem Tiefland angeboten.
Vorallem Bauersfrauen vom Land kommen an diesem Tag in die Stadt und verkaufen selbstgeflückte Heilpflanzen für alle möglichen Beschwerden und Probleme. Ganz früh morgens schon werden die Stände aufgebaut und die Waren auf Decken am Boden ausgebreitet, denn in der Vorstellung der Menschen hier sind die Pflanzen bis zum Mittag des Karfreitag gesegnet und entfalten dann ihre besondere Heilwirkung.
Neben den Kräutern, Blüten, Rinden, Wurzeln und Früchten finden sich auch religiöse Symbole: Kleine Holzkreuze aus Chontaholz, einem besonders harten Palmenholz aus dem Tiefland. Aber auch gebundene Kreuze aus verschiedenen Pflanzen gibt es zu kaufen, sowie geflochtene Zwiebelstränge und kleine stachelige dreispitzige Kakteen, die man sich traditionell über die Haustür hängt um schlechte Energien und Böses abzuwenden. Glücksamulette und selbst ausgestopfte und verzierte Gürteltiere werden als Garant für Gutes und zur Abwendung von Bösen angeboten!
Es ist ein wildes Gewimmel, überall hört man Quechua, es wird gefragt wofür die Kräuter sind und wie sie anzuwenden sind – das Heilwissen der indigenen Bevölkerung ist hier lebendig und gefragt!
Prozession des aufgebahrten Jesus und der trauernden Maria
In den kleinen Kirchen des Zentrums gibt es heute abendliche Karfreitagsprozessionen, in denen sowohl der aufgebahrte Jesus als auch die trauernde Maria durch die Strassen getragen werden. Es ist schon dunkel, viele Menschen haben Kerzen mitgebracht und schleppende Kapellenmusik begleitet den Trauerzug.
Besonders eindrücklich finde ich die Prozession von Santa Ana bei der die trauernde Maria durch eines der ältesten Stadtviertels Cusco getragen wird um dann an einer bestimmten Strassenecke auf die Prozession des aufgebahrten Jesus zu stossen, eine ganz eigene religiöse Stimmung entsteht dabei.
Ostern in Cusco – Die Zeit zwischen Karfreitag und Ostersonntag – Gott sieht nichts!
In manchen Regionen gibt es eine ganz eigene Auslegung von der Zeit zwischen dem Tod Jesu und seiner Wiederauferstehung: Es gibt keine Sünde! Denn schliesslich ist Jesus tot und sieht demzufolge auch nichts von dem was man so treibt!
Sehr zugespitzt wird dieser Umstand in dem Spielfilm „Madeinusa“ dargestellt – ein sehr interessanter aber auch verwirrender Film über die Zeit zwischen Karfreitag und Ostersonntag in einem abgelegenen Dorf in den Anden – auch wenn er ein bisschen wie ein Dokumentarfilm darherkommt, bitte nicht davon ausgehen, dass das die Realität wiederspiegeln würde!
Und doch, man achtet in dieser Zeit ein bisschen mehr auf seine Wertsachen, man weiss ja nie!
Ostern in Cusco – Ostersonntag
Ostersonntag ist Familientag an dem garantiert in fast jedem Haushalt religiöse Osterverfilmungen auf allen Kanälen laufen! Es gibt sie natürlich auch als DVD am Strassenrand zu kaufen – Ben Hur ist ein Muss!
Ihr merkt, Ostern in Cusco ist eine Explosion an den verschiedensten Eindrücken und ein Besuch zu der Zeit lohnt sich auf jeden Fall!
Wie hast du Ostern in Cusco erlebt?
Der Herr der Erdbeben – wie kam Cusco zu seinem Schutzpatron und was passiert bei der Ostermontagsprozession? -DESTINO CUSCO
27. März 2016 at 14:18[…] Hier erfährst du, was du während der Semana Santa in Cusco ausserdem nicht verpassen solltest! […]