Die Milchstrasse in den Augen der Inka und wie du in Cusco zum Sternengucker wirst!
Es ist alles nur eine Frage des Blickwinkels!
Statt Sterne zu Figuren zusammenzufassen, haben die Inka die schwarzen Flecken innerhalb der Milchstrasse interpretiert und darin Figuren gesehen die in ihrem andinen Leben eine Rolle spielten: Lama, Frosch, Schlange, Steisshuhn, Fuchs und ein Hirte! Mit ein bisschen Hilfe und Phantasie könnt ihr sie bestimmt auch ausmachen!
Aber nicht nur weil diese Tiere in ihrer Umgebung lebten, haben die Inka himmlische Entsprechungen von ihnen am Firmament gesehen, sondern dahinter versteckt sich noch viel mehr!
Das Lama – um dieses Tier dreht sich in den Anden alles
Das Lama war das wichtigste Lasttier bei den Inka, bis zu 25 kg können die Tiere tragen und waren den Menschen somit eine grosse Hilfe. Aber auch ihre Wolle, das Leder, ihr Fleisch und auch ihre Knochen wurden genutzt, selbst ihr Kot ist gerade in den hohen Lagen der Anden wo es keine Bäume gibt, ein wichtiger Brennstoff und wurde ausserdem als Düngemittel auf den Feldern weiterverwertet.
Die himmlische Darstellung des Lamas stand in enger Verbindung mit der Fruchtbarkeit, denn in der Vorstellungswelt der Inka war das Lama verantwortlich für den Wasserzyklus auf Erden: Man nahm an, dass das Lama zwischen Mai und Oktober immer um Mitternacht hinunter auf die Erde kam um vom Wasser des Meeres, der Seen und Flüsse zu trinken. Würde es nicht trinken, wäre die Erde schon längst überschwemmt. Und tatsächlich ist der Umriss des Tieres in dieser Zeit kaum auszumachen und auch zwischen Oktober und November ist es kaum zu sehen. Erst wieder Ende November wird es am frühen Morgen sichtbar – es ist die Zeit in der in den Anden die Regenzeit beginnt! Das Lama gibt in dieser Zeit all das Wasser, das es über die Trockenzeit aufgenommen hat, wieder an die Erde ab!
Der Fuchs – Freund und Feind des Menschen
Der Fuchs ist Teil vieler Mythen und Geschichten, hat aber eine ambivalente Rolle: manchmal ist er der Freund der Menschen, andere Male aber auch versteckter Feind.
Es gibt eine nette kleine Geschichte wie der andine Fuchs zu seiner schwarzen Schwanzspitze kam:
Der Fuchs wurde in einem typischen Streit mit seinem Erzfeind dem Geier verhext und sah deswegen tagsüber aus wie ein grosses Stück Holz. Das wurde einestages von einem Mann gefunden, der es mit nach Hause nahm. Jede Nacht verwandelte sich der Fuchs wieder zurück und ging in der Umgebung des Hauses auf Jagd. Als der Mann diesen Zauber entdeckte, wartete er bis es Tag wurde und schmiss das Stück Holz ins Feuer, das brach den Zauber und der Fuchs rannte davon, aber nicht ohne sich die Schwanzspitze zu verkohlen.
Der Hirte – Hüter und Beschützer
Das erwachsene Lama wird begleitet von seinem Jungen. Die Aufgabe des Hirten ist es, auf das Kleine aufzupassen und den Fuchs vom jungen Lama fernzuhalten, deswegen sehen wir ihn am Himmel mit erhobenen Armen und einer Steinschleuder den Fuchs verjagen.
Der Schutz der Lamas ist auch heute noch überlebenswichtig für viele Hochland-Familien, die in enger Symbiose mit ihrer Herde leben. Einmal jährlich opfern die Besitzer eines ihrer Tiere, um deren inneren Organe zu analysieren. Anhand der Farbgebung können sie erkennen ob die Herde das richtige Gras zum Fressen findet oder sauberes Wasser trinkt – heutzutage bei vielen verunreinigten Flüssen in der Nähe der Minen nicht immer einfach!
Der Kondor – Heiliger Vermittler zwischen den Welten
Der Kondor gehört zu den 3 Heiligen Tieren, die in der Inkazeit verehrt wurden: Kondor, Puma und Schlange – jedes Tier steht dabei repräsentativ für eine der 3 Welten, an die die Inkas glaubten.
Der Kondor war die Verbindung von unserer Welt der Lebenden hin zu der Oberwelt der Götter, Naturgeister und übernatürlichen Wesen. Er zeigte den Seelen der Verstorbenen ausserdem ihren Weg ins nächste Leben.
Die Tiere können eine Flügelspannweite von 3,20 Metern erreichen und sind wahrlich ein atemberaubender Anblick, wenn sie mayestätisch durch die Lüfte gleiten. Kein Wunder dass man diese Tier zur Zeit der Inkas verehrt hat! Heutzutage stehen die Kondore unter Naturschutz und können in Peru vorallem im Cañon del Colca in der Nähe Arequipas in freier Wildbahn bewundert werden; hier in der Region Cusco gehört heutzutage eine ordentliche Portion Glück dazu!
Das Steißhuhn – kleiner aber wichtiger Helfer
Das kleine in den Anden heimische Steisshuhn wird auf Quechua Luthu oder Pisaqa genannt. Es ist grau-bräunlich und kann nicht sehr gut fliegen, weshalb es auf den Feldern, wo es hautsächlich lebt, kaum auffällt. Die Inka schützten es, denn es ernährt sich von Insekten und war so ein natürlicher Schutz für ihre Anbauprodukte.
Das Steisshuhn ist besonders gut in der Milchstrasse am Morgenhimmel bis Juli zu erkennen, denn dann ist die Ernte der andinen Knollenfrüchte und auch auf der Erde ist das kleine Huhn nicht mehr auf den abgeernteten Feldern zu sehen – sein himmlisches Verschwinden war also eine Indiz um mit der Ernte zu beginnen! Die Eier des Steisshuhns sind leicht bunt gefärbt, weshalb man sowohl die Eier als auch das Tier in Verbindung mit dem Regenbogen brachte, der als verbindendes Element der Oberwelt mit der unsrigen, von den Inkas verehrt wurde – weshalb es manchmal Bestandteil von Opfergaben war.
Heute ist das Steisshuhn leider aufgrund des modernen Pestizidgebrauchs kaum mehr in den Anden zu finden.
Der Frosch – Indiz für die Regenzeit
Das Verhalten der Frösche oder Kröten war und ist bis heute ein wichtiger Gradmesser wann und mit wieviel Regen in den Anden zu rechnen ist. Ihr vermehrtes Erscheinen um den Oktober herum, kündigen die anstehende Regenzeit an. Von einem Bauern am Titicacasee habe ich erfahren, dass ihn die Beobachtung einer Kröte in Puno über die enormen Regenmassen und das über das Ufertreten des Sees 1996 im Vorraus informierte – man muss die Zeichen einfach zu lesen wissen!
Als Ankündiger der lebenswichtigen Regenzeit wurden Frosch und Kröte in den Anden seit jeher verehrt und als Symbol der Fruchtbarkeit wird er sogar bis heute in das Getränk einer Frau gemixt, die gerne schwanger werden möchte!
Die Schlange – Symbol der Erneuerung
Die Schlange wird mit der unteren Welt, der Mutter Erde, assoziiert. Nicht nur weil sie der Pachamama so nah ist, sondern weil sie sich schält und damit zum Symbol wird der ständigen inneren und äusseren Erneuerung.
Am Himmel ist die Schlange in den trockensten und kältesten Monaten in den Anden, Juni und Juli, nicht zu sehen, man kann sie erste wieder ausmachen in den frühen Morgenstunden ab Oktober wenn die ersten Regen beginnen.
Willka Mayu und Hatun Mayu – 2 Heilige Flüsse
Die Milchstrasse war für die Inka der Heilige Fluss (Willka Mayu) am Himmelsfirmament, der für Fruchtbarkeit auf Erden sorgte und der „Grosse Fuss – Hatun Mayu„, heute Vilcanota oder Urubamba genannt, war seine irdische Entsprechung und macht das Urubambatal zur Kornkammer in der Nähe Cuscos und ist der Grund weshalb wir heute vom „Heiligen Tal der Inka“ sprechen.
Milchstrasse live – 4 Tipps wir ihr hier in Cusco zum Sternengucker werdet!
- Qoricancha: Im wichtigsten Inkatempel in Cusco wurden zu Zeiten der Inkas viele Himmelphänomene verehrt und hier findet ihr die in diesem Artikel verwendeten Darstellungen im Original.
- Planetarium: In der Nähe von Saqsayhuaman liegt das Planetarium von Cusco, hier kannst du mit Hilfe der Teleskope einen ganz genauen Blick auf die Milchstrasse werfen und erfährst in den geführten Touren spannende Informationen über die Astronomie der Inkas.
- Interessantes Buch: In den Buchhandlungen hier in Cusco und im Planetarium gibt es das wirklich ausführliche und anschauliche Buch „Astronomia inca“ von Erwin Salazar Garces zu kaufen. Wenn du des Spanischen mächtig bist, dann erfährst du hier alles über die Himmelsbeobachtung- und Interpretation der Inkas.
- Pack dich gut ein und raus aus der Stadt: Vor allem auf Trekkingtouren weit ab von jeglichem Störlicht hast du einen atemberaubenden Blick in den nächtlichen Sternenhimmel und ausgestattet mit einer guten Sternenkarte für die südliche Erdhalbkugel kannst du auch die westlichen Sternenkonstellationen ausmachen!
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